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Wer will ein Gefängnis kaufen?

Dem Gebäude an der Lessingstraße in Zittau steht wieder ein Eigentümerwechsel bevor. Das Interesse an dem Bau ist groß.

Von Jan Lange
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Für das Zittauer Gefängnis wird ein Käufer gesucht. Der kann immer wieder mit Einnahmen aus Filmproduktionen rechnen, denn das Gebäude wird gern als Drehort genutzt.
Für das Zittauer Gefängnis wird ein Käufer gesucht. Der kann immer wieder mit Einnahmen aus Filmproduktionen rechnen, denn das Gebäude wird gern als Drehort genutzt. © Matthias Weber

Wer auf der Suche nach einer ungewöhnlichen Immobilie ist, der wird derzeit in Zittau fündig. Das Gefängnis an der Lessingstraße steht zum Verkauf. Für 220.000 Euro bietet die jetzige Eigentümerin Victoria Reichert den Jugendstilbau an. Sie selbst erbte das Gefängnis von ihrem Vater, der es 2014 ebenfalls für 220.000 Euro erworben hat. Er wollte den Komplex umbauen und hier Hotel, Loft- und Studentenwohnungen sowie eine Erlebnisgastronomie einrichten. Diese Idee wurde aber nicht umgesetzt, weil er überraschend verstorben ist. Die Tochter konnte mit dem Gebäude aber nichts anfangen und will es deshalb nun weiterverkaufen, wie ihr Makler Hans-Peter Hechtel erklärt.

Es gebe nach seinen Worten bereits eine ganze Reihe Anfragen, und das fast aus der ganzen Welt. Noch können aber Angebote abgegeben werden, so Hechtel. Bei ernsthaftem Interesse könne auch ein Vor-Ort-Termin ermöglicht werden.

Das Gefängnis umfasst allein rund 3.500 Quadratmeter, das gesamte Grundstück etwa 5.700 Quadratmeter. Es besticht durch wahren Knast-Charme, an den Wänden befinden sich noch Kreidestriche der Insassen, die ihre Tage in der Zelle gezählt haben. Ursprünglich wurde es zwischen 1911 und 1914 erbaut. Bis etwa 1979/1980 ist es als Gefängnis genutzt worden, später diente der unter Denkmalschutz stehende Komplex als Außenstelle der Führerscheinbehörde. 

Seit vielen Jahren steht es leer - dennoch kehrt immer mal wieder Leben ein. Denn das Gefängnis wird gern als Drehort für Filme genutzt. Mit Götz George entstanden hier beispielsweise Szenen für die Hitler-Farce "Mein Kampf", auch für den Mehrteiler "Der Turm" wurde hier gedreht. 2013 klopfte sogar Hollywood an: Wes Anderson dreht im Zittauer Gefängnis für "Grand Budapest Hotel". Drei Jahre später drehte hier auch der US-amerikanische Regisseur Terrence Malick für "Radegund". Dieser Film feiert derzeit gerade seine Premiere beim Filmfestival in Cannes. Zuletzt entstanden in dem Gebäude Teile einer Folge für das TV-Format "Poschs Criminalz". Die Hamburger Filmproduktionsfirma hatte damals erklärt, dass sie in keinem anderen Gefängnis eine Drehgenehmigung bekommen habe und froh sei, in Zittau drehen zu können.

Der neue Eigentümer kann also mit regelmäßigen Einnahmen aus Filmdrehs rechnen.

Wer Interesse am Zittauer Gefängnis hat, bekommt hier mehr Informationen.

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